Pflegeproblematik nach operativer Versorgung
Es geht darum, dass wir die Patienten immer rascher ins Krankenhaus bekommen, wir sie aufwändig pflegen, operieren, versuchen auch entsprechend auf die Beine zu bringen, aber irgendwann ist einmal der Punkt erreicht, wo diese Patienten eine andere Betreuung bräuchten.
Nach einem Aufenthalt in einem Akutspital ist eine entsprechende Pflege notwendig.
Die Betreuung zu Hause, teilweise in der Familie, funktioniert auch nicht mehr wirklich und die Ansprüche an diese poststationäre Betreuung werden immer größer.
Es gibt leider Gottes nur ganz ganz ganz wenige Einheiten, die das schaffen.
Man kann das zusammenfassen unter REM, Remobilisationseinheiten, und da gibt es in der Steiermark nur sehr wenige.
Die Albert Schweitzer Klinik in Graz, LKH-Voitsberg, beziehungsweise auch Vorau sind mir bekannt.
Wenn man sich jetzt vorstellt, dass zum Beispiel das Albert Schweitzer Klinik in Graz nur Patienten nimmt, die älter als 65 sind, dann fragt man sich schon, warum älter als 65, warum werden diese Leute eher betreut als Menschen, die zum Beispiel voll im Berufsleben stehen und relativ rasch wieder remobilisiert und reintegriert werden sollen.
Kinder
Das Problem, ich habe keine Ahnung, wie es auf der Kinderklinik ist, ich habe keine Ahnung, wie es auf der Kinderchirurgie ist. Ich weiß aber, dass bei kinderspezifischen Remobilisationseinheiten überhaupt nur eine einzige existiert in der Steiermark und das ist Judendorf-Strassengel. Also wie die Situation dort ist, weiß ich nicht, aber ich könnte mir sagen, ich könnte mir vorstellen, es ist ähnlich prekär. Nun ist es so, dass diese Plätze in diesen Remobilisationseinheiten sehr nachgefragt werden und auch nicht in unendlichen Ausmaß zur Verfügung stehen und teilweise die Auswahlkriterien sehr streng sind.
Postoperative Betreuung von Verbrennungspatienten
Akut einfallen tut mir jetzt auch die Situation mit unseren Verbrennungspatienten, weil die ja auch durchaus jünger sind, aber das betrifft praktisch alle Patienten, die chirurgisch versorgt werden müssen, Verkehrsunfälle haben oder Tumoroperationen,Wir haben versucht, einen Verbrennungspatienten im Reha Zentrum Tobelbad unterzubringen.Dort wurde dann gesagt, das läuft erstens alles über Wien, und zweitens, sie bekommen diesen Platz nicht. Es wäre für sie leichter, wenn in der Zuweisungsdiagnose stehen würde, sie haben Schuppenflechte, weil dann bekommen sie gleich einen Platz. Das ist also kein Witz, das ist tatsächlich so von der AUVA kommuniziert worden. Das heißt, wir haben Probleme, die Patienten unterzubringen.
Es gibt aber auch komplexe Handverletzungen bei Menschen, die teilweise voll im Leben stehen und danach, nach dieser operativen Phase und der Versorgung in einem Akutspital in ein größeres Loch fallen, weil sie einfach nicht wissen, wohin nach dieser Betreuung in einem Akutspital. Das ist aber nur die eine Sache. Andererseits, ist es so, dass die speziellen Rehabilitationszentren, so bekommt man den Eindruck, an ihrer Kapazitätsgrenze kratzen und teilweise den Patienten gesagt wird, sie bekommen frühestens in sechs Monaten einen Reha Platz, was nach einem entsprechenden Arbeitsunfall oder nach einer Handverletzung eigentlich völlig witzlos ist, nach dieser Zeit, braucht man diese Betreuung nicht mehr.
Wartezeiten
Wir haben Wartezeiten von teilweise eineinhalb Jahren für bestimmte Operationen und nach diesen eineinhalb Jahren wird aufgrund von Notfällen, aufgrund von zusätzlich hereinkommenden Patienten, werden diese Patienten teilweise wieder verschoben und warten sogar noch länger.
Es ist mittlerweile fast unmöglich, für Tumorpatientinnen zeitnahe Operationstermine zu finden. Wir machen das allerdings irgendwie und diese Patienten werden auch versorgt. Allerdings bedeutet das, dass schon wieder andere Patienten mit nicht so dringlichen Operationen wieder verschoben werden müssen.
Ukraine
Die nächste Situation, die jetzt ziemlich akut geworden ist, ist die Tatsache, dass sich Österreich verpflichtet hat, ukrainische Zivilisten, die durch den Krieg zu Schaden gekommen sind, medizinisch zu betreuen.
Ein wesentliches Problem bei dieser medizinischen Betreuung ist, es gibt keine Kontinuität, das ist vielleicht falsch ausgedrückt, wir pfeifen, was die Versorgung der steirischen Bevölkerung anbelangt, aus dem letzten Loch.
Und jetzt ergibt sich mit den ukrainischen Patienten die Situation, dass hier Anrufe vom Ministerium erfolgen, beziehungsweise auch von der steirischen Landesregierung, wo massiv Druck gemacht wird, diese Patienten zu übernehmen. Das ist im Sinne der humanitären Situation.
Die Leute können nichts dafür, wenn eine Drohne dort einschlägt und sie schwerste Verletzungen davontragen.
Das Problem ist, dass die Versorgung dieser Patienten sehr, sehr aufwendig ist. Erstens, die Verletzungen selbst sind teilweise nur mit aufwendigen Operationen zu korrigieren, denn sonst würden diese Patienten ja nicht zu uns kommen.
Zweitens, wenn diese Patienten kommen, haben sie alle durch die Bank verschiedenste multiresistente Keime, die nur mittels Isolation der Patienten und einer entsprechenden Letzt- Generations -Antibiose bekämpft werden können.
Dadurch blockieren diese ukrainischen Patienten über Wochen hinweg Einzelzimmer und sind, was die unmittelbare operative Phase anbelangt, sehr aufwendig zu führen.
Wenn sie dann endlich soweit sind, dass sie entlassen werden können, erfolgt die Entlassung nicht zurück in die Ukraine, sondern die Patienten bleiben bei uns und brauchen dann, weil sonst macht diese ganze aufwändige Sache ja überhaupt keinen Sinn, brauchen dann auch eine entsprechende Physiotherapie bzw. Remobilisation.
Und da ist es dann tatsächlich so, dass sich die Reha-Zentren mittlerweile querlegen und diese Patienten nicht oder nicht zeitnah übernehmen und erst massive Interventionen von Seiten des Ministeriums dazu führen, dass diese Patienten endlich in ein Reha Zentrum kommen.
Das bedeutet, es wäre für uns viel leichter, wenn wir von vornherein wüssten, diese Patienten kommen, haben fix einen Platz im Reha-Zentrum und werden dann dort übernommen, damit das Akutbett wieder frei wird. Was mir im Zusammenhang mit dieser Sache auch noch aufgefallen ist, ist unabhängig davon, dass die völlig aus dem sozialen System draußen sind, wir Gott sei Dank ukrainische Pfleger haben, die mit ihnen kommunizieren können.Dieses Problem besteht aber österreichweit und wir bekommen deswegen ja nicht mehr Ressourcen, nur weil wir diese Patienten versorgen. Die Patienten bleiben teilweise länger, als notwendig, in einem Akutbett liegen und die postoperative bzw. die poststationäre Betreuung ist in einigen Fällen nicht gewährleistet und es wird immer schwieriger, diese Patienten irgendwie zu versorgen.
Remobilisation
Wie gesagt, das was sicher im Vordergrund steht, ist, dass wir die Patienten nicht weiterbringen, dass die Patienten älter als 65 Jahre sein müssen, um dort aufgenommen zu werden, dass zwar in der Zwischenzeit verschiedene Krankenhäuser aus- und umgebaut werden und Nachnutzungen sich überlegt werden für Krankenhäuser, die geschlossen werden sollen,aber da kommt das Wort Remobilisation überhaupt nicht vor.
Das ist sehr schade, weil die Situation jetzt wirklich dramatisch ist und es vor allem junge Menschen betrifft, die im Arbeitsleben stehen und die zwar innerhalb von zehn Minuten mit dem Hubschrauber im Krankenhaus sind.
Die Akutmedizin funktioniert, die stationäre Medizin funktioniert auch, immer in Maßgabe von dem, was zu machen ist und wie viel Arbeitslast wir tatsächlich auch an der Abteilung haben. Aber wo es wirklich Probleme gibt, das ist die poststationäre Phase, wo definitiv eine Verbesserung dringend notwendig ist, wenn wir einfach die Patienten dann auch besser weiter versorgen können..
Obersteiermark Personalentscheidungen Kasperltheater
- LKH Hochsteiermark,
- KH Leoben,
- KH Bruck.
Es geht einfach um die Tatsache, dass dort aufgrund von Personal, falschen Personalentscheidungen und Chefbestellungen ein Kahlschlag stattgefunden hat, was Anästhesisten anbelangt und es mittlerweile so ist, dass die aufgrund eines Personalnotstandes bezüglich der Anästhesie wirklich Schwierigkeiten haben, ein Operationsprogramm aufrechtzuerhalten.
Das betrifft auch das LKH Bruck, aber hauptsächlich das LKH Leoben und die jetzt mittlerweile einen derartigen Rückstau an Operationen haben, dass sie begonnen haben, ihre Fühler nach anderen Krankenhäusern auszustrecken, unter anderem auch das LKH Judenburg.
LKH Judenburg und LKH Leoben sind 33 Minuten voneinander entfernt, das sind 50 Kilometer und offensichtlich ist es so, dass im LKH Judenburg eine komplette Anästhesie-Mannschaft vorhanden ist, aber es nicht möglich ist, diese Anästhesie-Mannschaft vom LKH Judenburg oder zumindest einen Anästhesisten an das LKH Leoben auszuborgen, dass sie dann dort arbeiten.
Das führt dann dazu, dass wie gesagt der Bedarf groß ist und da ist, dass vor allem die Urologen, aber auch die HNO-Ärzte Operationen in anderen Krankenhäusern durchführen.
Das ist also hauptsächlich das LKH Judenburg.
Und jetzt ist es so, dass das komplette Operationsteam bestehend aus Operateur, bestehend aus offensichtlich auch instrumentierender Schwester, mit den ganzen OP-Tassen, das heißt mit den Instrumentarien von Leoben nach Judenburg fahren müssen, weil die Anästhesisten sich weigern, im LKH Leoben zu arbeiten.
Und zwar wortwörtlich mit den Worten, es ist dort keine Willkommenskultur.
Damit die OP-Mannschaft nicht mit ihrem Privatauto fahren müssen oder ein entsprechendes großes Auto haben, um alles unterzubringen, haben sie einen E-Skoda angeschafft und es ist geplant noch einen zweiten anzuschaffen. Und mit diesem Auto fahren sie von Leoben nach Judenburg, wie gesagt mit der ganzen OP-Mannschaft und mit allen OP-Tassen, anstatt dass ein Anästhesist von Judenburg, wo sie offensichtlich nicht so viel zu tun haben, ich sage es jetzt einmal höflich, nach Leoben fährt.
Da wird Geld mit beiden Händen rausgeschmissen, weil es offensichtlich nicht möglich ist, eine komplette Anästhesie-Mannschaft im LKH Leoben zur Verfügung zu stellen.
Mit LKH Bruck ist es das Gleiche.Das weiß aber eh schon die ganze Steiermark, dass ab 15 Uhr dort keine unfallchirurgischen Sachen mehr durchgeführt werden können.
Ganz unabhängig davon, dass vor gut 10 oder 15 Jahren der Beschluss gefasst wurde, die funktionierende Unfallchirurgie im LKH Leoben aufzulösen und sie komplett ins LKH Bruck zu überführen, wo sie nach diese Zeit, völlig an die Wand gefahren wurde weil die Unfallchirurgie im LKH Bruck sich mehr oder weniger aufgelöst hat.
Massenkündigungen von Chirurgen
Auch hier Fehlbesetzungen im Primariat, auch hier Massenkündigung von Chirurgen, die woanders hingegangen sind und es jetzt die Unfallchirurgie im Bruck praktisch nicht mehr gibt, Beziehungsweise ist sie wieder im Aufbau, nur damit sie wieder ins LKH Leoben zurück übersiedelt, wo sie vor vielen Jahren abgeschafft wurde. Das führt jetzt wiederum dazu, dass im LKH Leoben alle OP-Tassen neu aufgebaut werden müssen sowie auch komplette Abläufe.
Auf jeden Fall dort, wo vor zehn Jahren eine Abteilung zugesperrt wurde, wird diese Abteilung wieder aufgesperrt, nur damit sie im LKH Bruck wieder zugesperrt wird.
Also das sind irgendwie so Zustände, das ist wie in einem Kasperltheater, aber wie gesagt, das ist definitiv so.
Ein ganzes Auto wird angeschafft, damit eine OP-Mannschaft in der Gegend herumfährt, weil sich die Anästhesie weigert, in diesem Krankenhaus zu arbeiten.
Grundsätzlich eine gute Sache, wenn brachliegende Ressourcen genutzt werden, das könnte man sich für andere Abteilungen auch überlegen und es wird ja auch durchgeführt.
Das heißt, die Urologie Graz operiert im LKH Deutschlandsberg, einfach um diesen unglaublichen Rückstau an Patienten mit unglaublichen Wartezeiten, auch von Tumorpatienten, irgendwie abzubauen.